Vorsemester Medizin - LMS Leipzig Medical School

Abitur, Ausfall und Medizinstudium

Vorsemester Medizin - LMS Leipzig Medical School

Dieses Vorsemester Medizin soll auf ein Medizinstudium in allen Sparten vorbereiten. Angehende Medizinstudenten erhalten einen Einblick in das umfangreiche Wunschstudium und lernen einzelne Fachgebiete in ihren Grundlagen kennen.

Der medizinische Fachverlag Thieme hat Medizinstudierende befragt, wie diese in ihr Studium hineingefunden haben. Auf deren Internetseite heißt es unter dem Titel „Überleben in der Vorklinik“: „Aufgrund des harten Numerus clausus befinden sich an den medizinischen Fakultäten viele gute Schüler*innen. Sie sind es gewohnt, dass ihnen alles leicht und ohne Probleme gelingt. Die riesige Menge an Lernstoff und der Marathon an Tests überrascht jedoch viele von ihnen am Anfang.

„Nach einem Abitur mit 1,0 hatte ich das Gefühl, ich könnte die Welt erobern“, meint Bettina Wächter, die im 4. Semester in Freiburg studiert. „Die Ernüchterung kam aber schnell. Ich fand den Stundenplan schrecklich und für zwei Chemie-Klausuren habe ich mehr gelernt als für mein gesamtes Abitur.“

Elisabeth Jahn, die im 5. Semester in Jena ist, stimmt ihr zu: „Der Übergang war hart. In den ersten vier Wochen hatte ich keinerlei Orientierung und habe sehr planlos gelernt.“

Christian König, ebenfalls im Studium in Jena, plagte ein anderes Problem: „Ich kam vom Bund und hatte ein Jahr lang meinen Kopf nicht benutzt. Den Beginn des ersten Semesters habe ich komplett verschlafen.“ Wie ihm ergeht es wohl den meisten Präklinikern: „Mir haben zwar alle im Vorhinein gesagt, dass es viel ist“, meint er. „Aber bevor es mich nicht selbst betraf, konnte ich mir einfach nicht vorstellen, wie viel.“

Diese Selbsteinschätzungen wurden im Jahr 2015 abgegeben. Haben sich seitdem die Startbedingungen für Erstsemester-Studierende verbessert?

Wahrscheinlich nicht – im Gegenteil, insbesondere problematisch und folgenschwer ist die Tatsache, dass die Studienanfänger*innen in zunehmendem Maße keine Schuld an ihren Defiziten vorwiegend in den Naturwissenschaften haben.

Ein weiteres Stichwort ist: Unterrichtsausfall.

Der Radiosender Deutschlandfunk ließ sich am 15. September 2023 dazu wie folgt zitieren: „Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, erklärt, warum die Schulen in NRW stark unter Druck stehen:
„Denn, wie der Landesrechnungshof berichtet hat, gibt es in der Sekundarstufe 1 nicht genügend Stellen, um den Stundenplan vollständig zu decken. Allein damit besteht bereits ein struktureller Unterrichtsausfall. Hinzu kommen Krankheiten, die jeden treffen. Die Schulen sind darauf nicht vorbereitet, und es gibt stellenmäßig keinerlei Spielraum.“

Der Landesrechnungshof hatte zuletzt im Sommer 2015 kritisiert, dass in den Gymnasien und Realschulen in NRW die vorgeschriebenen Unterrichtsstunden pro Woche teilweise bei Weitem nicht erreicht werden. Das Problem: Es fehlen einfach die Lehrkräfte. Über Jahre hinweg wurden zu wenige neu eingestellt. Das berichten auch viele Pädagoginnen, die sich letzte Woche auf der Bildungsmesse Didacta getroffen haben. Sie erzählen von zu großen Klassen, fehlendem Musik- oder Chemieunterricht und überlasteten Kolleginnen. Vor dem Mikrofon möchten die wenigsten offen sprechen. Eine Gymnasiallehrkraft aus dem Kreis Dortmund tut es dennoch:
„Wir haben definitiv einen Mangel, insbesondere in den Naturwissenschaften sieht es bei uns derzeit schlecht aus. Weil keine Stellen von der Bezirksregierung bereitgestellt werden und einfach auch keine Leute da sind, die das übernehmen können.“

Manche Fächer werden gar nicht mehr eingeplant

Die Folge: Einige Fächer werden im Stundenplan zu wenig oder gar nicht berücksichtigt:
„Es wird gekürzt, also Physik findet nicht zweistündig, sondern einstündig statt. Oder manchmal hatten wir auch, dass es in einem Halbjahr gar nicht stattfand.“
Laut einer Stichprobe der Landeselternschaft der Gymnasien in NRW fallen in der Sekundarstufe 1 pro Woche im Durchschnitt 6,4 Prozent der Unterrichtsstunden aus – das sind bei einem Plan mit 30 Stunden knapp zwei Unterrichtsstunden pro Woche. Und das sind nur die Stunden, die auch eingeplant waren. Fächer, die aufgrund von Lehrkräftemangel nicht im Stundenplan stehen, können statistisch natürlich auch nicht ausfallen.“

Die Kultusministerkonferenz hatte schon vor Jahren Teilzeitmodelle für Lehrkräfte als beschleunigenden Faktor identifiziert und für das Jahrzehnt 1990 bis 2000 statistisch erhoben. Wie mag die Situation 23 Jahre später sein?