Landärztemangel und was nun?

Aus vielen Medienberichten, Reportagen, Berichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der Landbevölkerung und von den Landärzten selbst weiß nun selbst der Letzte in Hintertupfingen, dass wir seit ganz bestimmt langer Zeit Ärztemangel haben, der besonders im ländlichen Raum, aufgrund von vorgegebenen kassenärztlichen Rahmenbedingungen und den örtlichen Gegebenheiten, bedauerlicherweise mit Sicht auf die mehr und mehr alternde Landbevölkerung, sehr ausgeprägt ist.

Allgemein zeichnen sich aus Ergebnissen der Ärztestatistik zum 31.12.2019 klare Trends ab. Die Ärztezahlen steigen zwar moderat an, aber trotzdem bestreitet keiner, dass bereits heute keine flächendeckende, wohnortsnahe Versorgung im ländlichen Raum mehr möglich ist. Diese Situation wird in Zukunft nochmals verstärkt werden durch die Einführung von neuen Behandlungsmethoden, des demographischen Wandels der Gesellschaft, der Behandlungsintensität und noch weiteren nicht abschließend aufgeführten anderen Faktoren. Die jährliche hohe Abwanderung, die auch keine Eintagsfliege mehr ist, unserer gut und kostenintensiv ausgebildeten Ärzten sollte uns veranlassen, nach Gründen im Berufsalltag zu forschen und Veränderungen anzustreben. Internationale Hilfe zur Bewältigung des Versorgungsauftrages der medizinischen Versorgung der Bürger in der Bundesrepublik Deutschland bekommen wir durch eine stetig steigende Anzahl berufstätiger ausländischer Ärzte überwiegend aus Rumänien, Syrien, Griechenland, Russland und Österreich.

Auffällig ist auch der Wunsch vieler Ärztinnen und Ärzte, in Teilzeit arbeiten zu wollen. Um 100 Vollzeitstellen zu besetzen, brauchte es 2015 108 Ärztinnen und Ärzte, 2017 waren es schon 215. Hinzu kommt ein überproportionaler Trend, dass ausgebildete Medizinerinnen und Mediziner in sogenannten „sonstigen“ Tätigkeitsbereichen arbeiten und damit der direkten Patientenversorgung nicht zur Verfügung stehen (+ 6,0%).

Rund 20% der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte werden voraussichtlich bald aus dem Berufsleben ausscheiden. Insbesondere auf dem Land ist das Nachwuchsproblem schon deutlich spürbar. Hier sind gerade kassenärztlich gegebene Rahmenbedingungen und örtliche Infrastrukturen für Haus- und Fachärzte noch denkbar schlecht. Die Budgetierung und die zu gering bemessene Behandlungszeit mit der alternden, räumlich verstreuten Landbevölkerung gehen oft einfach an der Realität vorbei. Ein sehr eindrucksvolles und aussagekräftiges Beispiel eines Landarztes des Herrn Jörg Oberheim ist von Leonie Achtnich in der Zeit Online veröffentlicht worden. Dort handelt es sich um einen praktizierenden Landarzt, welcher versucht, einzelkämpferisch im Sinne der Patienten zu handeln. Er nutzt die neuen Möglichkeiten der Lockerungen wie die Aufhebung der Altersbeschränkung der Ärzte, der Anstellung von Ärzten und die Teilzeitbeschäftigung von meistens Ärztinnen. Nebenbei übernimmt er noch die Praxis aus der Nachbarschaft, die trotz Teilzeitangebot keinen Nachfolger findet.

Fazit: Es besteht unbestreitbar Handlungsbedarf!

So gibt es auch Gemeinden, die Ärztinnen und Ärzten schon Häuser kaufen, um so einen neuen Anreiz zur Niederlassung zu schaffen. Auch landesspezifische Regelungen wie beispielsweise in Sachsen erfüllen eine Vorreiterrolle. Das Land Sachsen unterstützt finanziell Medizinstudenten, wenn sich diese wiederum verpflichten, später aufs Land zu gehen. Beispielsweise vergibt die Kassenärztliche Vereinigung in Sachsen Stipendien für ein Studium in Pecz (Ungarn), wenn Studieninteressierte sich vertraglich verpflichten, in unterversorgten Gebieten tätig zu werden.

Ein weiteres Mittel zur Verbesserung der Versorgung im ländlichen Raum könnte die viel diskutierte Landarztquote sein.

Von Vorteil wäre eine bundesweite Bündelung von Maßnahmen mit Blick auf gut funktionierende Gesundheitssysteme in anderen Ländern, wie z.B. Schweiz, Norwegen etc.

Quellen:

http://www.zeit.de/2011/22/C-Landarzt

https://www.bundesaerztekammer.de/aerztestatistik

https://www.nachwuchsaerzte-sachsen.de/