Die Vorklinik im Medizinstudium
Der erste Abschnitt des Medizinstudiums, welcher mit dem 1. Staatsexamen – dem sogenannten Physikum – abschließt, ist die Vorklinik. Wie der Name bereits verrät, werden hier nicht in erster Linie klinisch-praktische Inhalte vermittelt, sondern naturwissenschaftliche Grundlagen gelegt, die den Studierenden dem Verständnis für den hochkomplexen menschlichen Organismus näherbringen sollen. Nach vier Semestern intensiven Lernens und zahlreichen Praktika in verschiedenen Fächern erreicht man den zweiten, wesentlich praxisrelevanteren Studienabschnitt – die sogenannte Klinik.
Fächer der Vorklinik im Überblick
- Anatomie und Histologie
- Physiologie
- Physik für Mediziner
- Biochemie und Molekularbiologie
- Biologie für Mediziner
- Chemie für Mediziner
- Medizinische Psychologie und Soziologie
- Medizinische Terminologie
- Wahlfach
- Einführung in die Klinische Medizin
- Berufsfelderkundung
Tipps und Tricks
- Zeitmanagement
- Gemeinsames Lernen
- Durchgerasselt. Was nun?
- Multiple Choice
- Erster Uni-Tag
- Pflegepraktikum
Anatomie und Histologie
„Du studierst Medizin? Kommst Du denn damit klar an Leichen zu schnippeln?“ An diese oder ähnliche wenig respektvolle Aussagen sollte man sich gewöhnen, wenn man im Gespräch Unwissenden davon erzählt, dass man sich für ein Medizinstudium entschieden hat. Die Reaktion belegt aber, dass viele Menschen mit der Medizin zuallererst die Anatomie verbinden, weil sie wohl eines der faszinierendsten Fächer ist.
Studieninhalte werden in Vorlesungen und Seminaren vermittelt. Außerdem sind Kurse in der makroskopischen Anatomie (Präparierkurs) wie mikroskopischen Anatomie (Mikroskopierkurs) zu absolvieren. Die Fülle an Stoff ist erheblich und oft ist hier Auswendiglernen gefragt. Muskeln mit Ursprung und Ansatz, nervale und vaskuläre Versorgung – nicht nur das sollte im Testat am Präparat bzw. in der Klausur sitzen.
Der Präparierkurs – oder kurz Präp-Kurs – wird von vielen sehnsüchtig erwartet, von anderen mit eher gemischten Gefühlen begonnen. Das Studium des menschlichen Körpers an Verstorbenen ist Ehre und Tabubruch zugleich, die größer nicht sein könnten. Wie könnte man besser lernen, als das im Anatomie-Atlas Abgebildete selbst zu entdecken, zu präparieren, anzufassen – im wahrsten Sinne des Wortes zu „begreifen“. Sollte es ein Gefühl des Unwohlseins geben, legt sich dies meist schnell. Zu groß ist die Faszination und das Interesse für das, was man tun und lernen darf. In der Regel hat jeder Studierende ein eigenes Präpariergebiet, dass er nach einer Präparieranleitung bearbeiten darf. Der Kurs der makroskopischen Anatomie nimmt vergleichsweise viel Zeit in der Vorklinik in Anspruch. Dies ermöglicht eine wirklich intensive Auseinandersetzung, die auch nötig ist, um die Fülle an Wissen zu verinnerlichen.
Der Kurs der mikroskopischen Anatomie findet, wie der Name sagt, am Mikroskop statt. Es handelt sich also um die Anatomie „im Kleinen“, die Histologie. In der Vergrößerung tun sich neue Welten von Geweben und Zellen auf. Genaues Betrachten und Zeichnen sind der beste Weg um für die Klausur fit zu sein. Es lohnt sich auch außerhalb der Kurszeiten, Zeit am Mikroskop zu verbringen. Ein geschultes Auge kann man sich antrainieren. Nur, wer das gesunde Gewebe genau kennt, wird es später in der Klinik vom kranken unterscheiden können.
Physiologie
Das Fach Physiologie sorgt in Zusammenschau des bisher in den Grundlagenfächern erworbenen Wissens für Begeisterung. Der direkte Bezug zum menschlichen Organismus und seiner Funktionsweise lässt dem wissensdurstigen Mediziner das Herz aufgehen. Die Physiologie ist ein sehr praxisbezogenes Fach, das von Versuchen und Beobachtung lebt.
Studieninhalte werden in Vorlesungen, Seminaren und Praktika vermittelt. Herzerregung, Herzmechanik, Atmung, Muskulatur und Motorik, Energie und Thermoregulation sind nur eine Auswahl der Themen. Besonders in Seminaren und Praktika ist Mitdenken und vor allem Mitmachen gefragt. Immer wieder wirst Du oder Deine Mitstudierenden Teil der Versuche sein. Na, wer hat Lust im Praktikum zum Thema Kreislaufbelastung bis an seine Leistungsgrenze zu gehen?
Für die meisten Praktika müssen Protokolle angefertigt werden, bei denen es gilt eine streng vorgegebene Form zu wahren. „Doktorschrift“ also bitte bis zur Klinik aufsparen.
Physik
Ein wichtiges Grundlagenfach und eines der ersten im Medizinstudium ist die Physik. Ein Grundlagenverständnis für Mathematik ist mehr als hilfreich. Es wird umgerechnet, ausgerechnet, verrechnet – aber umso besser, denn aus Fehlern lernt man. Noch wichtiger ist jedoch ein Grundverständnis für physikalische Sachverhalte, die nicht nur in weiteren Fächern der Vorklinik, sondern auch später in der Klinik zum Tragen kommen.
Zu absolvieren sind Vorlesungen und Praktika. Mechanik, Wärmelehre, Elektrizitätslehre, Schwingungen und Wellen, Optik, Ionisierende Strahlung sind einige der großen Themenbereiche. Der Physik-Schein ist oft Voraussetzung zur Teilnahme an Praktika und Seminaren im Fach Physiologie.
Biochemie und Molekularbiologie
Die Biochemie – eine harte Nuss im Medizinstudium, die zu knacken aber nicht unmöglich ist. Der Lernaufwand für dieses Fach ist nicht zu unterschätzen. Die Biochemie beleuchtet den menschlichen Körper auf zellulärer Ebene. Du lernst die Vorgänge kennen, die den Organismus biochemisch am leben halten. Es geht zum Beispiel um den gesamten Stoffwechsel in seinen molekularen Details. Wie sind Kohlenhydrate aufgebaut und was ist ihre Aufgabe? Wie funktioniert der Fettstoffwechsel und was machen eigentlich Proteine und Aminosäuren im menschlichen Körper?
Studieninhalte werden in Vorlesungen, Seminaren und Praktika vermittelt. In der Regel gibt es sogenannte An- und/oder Abtestate, die bestanden werden muss um zum Praktikum zugelassen zu werden bzw. es abschließen zu dürfen. Zur Anwendung kommt eine Mischung aus Auswendiglernen und dem Erlangen von Verständnis komplizierter Stoffwechselprozesse, die sehr zeitintensiv ist.
Was macht aber das Fach Biochemie so kompliziert? Die Zusammenhänge sind detailreich und komplex. Beim Lernen kannst Du unendlich in die Tiefe gehen und es fällt schwer zu entscheiden, welche Fakten wirklich relevant für die verschiedenen Prüfungen sind. Es lohnt sich eine Brücke zur Klinik zu schlagen, indem man sich klar macht, was geschieht, wenn eben diese biochemischen Prozesse nicht nach Plan ablaufen. Schnell wird klar, warum Du all das Grundlagenwissen als Mediziner brauchen wirst. Der menschliche Organismus wird zu einem riesigen Reagenzglas, gefüllt mit zusammenhängenden Reaktionen. Und einmal richtig eingetaucht, kann es schwer sein, sich von der einen packenden Faszination zu lösen.
Biologie für Mediziner
Die Biologie ist eines der Grundlagenfächer der Medizin. Mit dem in der Schule vermittelten Wissen kommt man aber doch relativ schnell an seine Grenzen. Die Geschwindigkeit und Intensität der Vermittlung von Fachinhalten sind im Studium einfach andere, als gewohnt.
Zu absolvieren sind Vorlesungen und Praktika. Themenkomplexe wie Zellbiologie, Immunbiologie, Mikrobiologie und Genetik werden behandelt. Auch hier sind An- und/oder Abtestate die Regel.
Chemie für Mediziner
Wer mit Chemie bisher nicht viel am Hut hatte, sollte gut vorarbeiten oder im Semester kontinuierlich und intensiv arbeiten. Es werden wichtige Grundlagen vor allem für die Biochemie gelegt.
Zu absolvieren sind Vorlesungen und Praktika. Grundlagen der Allgemeinen und Anorganischen Chemie, wie auch Grundlagen der Organischen Chemie werden vermittelt. Atombau, chemische Bindungen … – schonmal was vom Chemischen Gleichgewicht und Massenwirkungsgesetz gehört?
Medizinische Psychologie und Soziologie
„Also ich könnte das ja nicht – Patienten erklären, dass sie todsterbenskrank sind.“ Was kannst Du entgegnen als angehender Medizinstudent. Das lernt man doch alles im Studium… oder ich weiß auch noch nicht, ob ich das kann? Kann man so etwas wirklich lernen oder liegt einem das Einfühlungsvermögen, das heilende Wort im richtigen Moment im Blut? Fest steht: das erste brauchbare Handwerkszeug bekommt man im Fach Medizinische Psychologie und Soziologie.
In Vorlesungen, Seminaren und einem sogenannten Gesprächsführungskurs werden die Studieninhalte vermittelt. Neben all dem naturwissenschaftlichen Wissen in der Vorklinik kann dieses Fach eine erfrischende Abwechslung sein. Gesundheits- und Krankheitsmodelle, Arzt-Patienten-Beziehung, Grundlagen der Kommunikation sind nur einige ausgewählte Themen.
Besondere Erwähnung soll der Gesprächsführungskurs finden, der in Kleingruppen stattfindet. Neben theoretischem Wissen kommt es hier auch auf praktische Fähigkeiten in zunächst sehr einfachen, später immer komplexer und schwieriger werdenden Situationen an. Tatsächlich kann hier erahnt und trainiert werden, welche Gesprächsherausforderungen der ärztliche Alltag bereithält. Könntest Du einem Patienten eine tödliche Diagnose vermitteln? Du kannst lernen, welche Rahmenbedingungen zu schaffen sind und was Du beachten solltest. In der Realität wird keine Situation wie die andere sein, aber Du bekommst einen roten Faden an die Hand. Dafür lohnt sich Engagement und Motivation auch in diesem Fach, auch, wenn es neben zeitfressenden Fächern wie Biochemie und Anatomie oft zu kurz kommt.
Medizinische Terminologie
„Kannst Du denn gut Latein, wenn Du Medizin studierst?“ …ähm – Nein! Grundkenntnisse in Latein sind heute keine Voraussetzung mehr für ein Medizinstudium. Natürlich benutzt man in der Anatomie viele vor allem lateinische Termini, aber man arbeitet sich auch als Nicht-Lateiner schnell in diese Fachsprache ein. Trotzdem muss geübt werden. Was gäbe es blöderes als einen Mediziner, der selbst nicht versteht, was er sagt?
Zu absolvieren ist eine Vorlesungsreihe sowie ein Praktikum, in dem geübt wird, um in der Klausur fit zu sein. Deklinieren, Wortstämme kennzeichnen, griechische oder lateinische Wortherkunft? Hier kommt der Sprachbegabte auf seine Kosten. In der Regel ist alles sehr systematisch – doch man wird schnell begreifen: genügend Ausnahmen bestätigen die Regel. Latein- und/oder Griechischkenntnisse sind von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig.
Wahlfach
Leider gibt es sehr wenige Wahlmöglichkeiten im gesamten Medizinstudium. Der Stundenplan ist insgesamt sehr „verschult“ und die meisten Veranstaltungen sind mit einer Anwesenheitspflicht versehen. Im Wahlfach hat man die Möglichkeit, je nach Angebot der Fakultät, nach seinen ganz persönlichen Interessen zu gehen. Eine Seminarreihe zur Homöopathie oder Sexualmedizin? Beschäftigung mit Global Health oder landärztlicher Praxis? Medizingeschichte oder Präparieren für Fortgeschrittene? Du darfst entscheiden.
Einführung in die Klinische Medizin
Endlich soll das Gelernte theoretische Wissen zur Anwendung gebracht werden. Ja, tatsächlich hat das Pauken einen Sinn, der sich spätestens jetzt erschließt. Zum ersten Mal haben die Studierenden Kontakt zu ärztlichen Kollegen aus der Klinik. Es werden konkrete Krankheitsbilder, Untersuchungstechniken und Therapiemethoden besprochen – unter Einbeziehung des bereits in der Vorklinik erlangten Wissens. Ein erstes Schnuppern in den klinischen Alltag, das von vielen sehnsüchtig erwartet wird.
Berufsfelderkundung
Innerhalb der ersten vier Semester ist ein Praktikum zur Erkundung verschiedener ärztlicher Berufsfelder zu absolvieren, und zwar außerhalb traditioneller Betätigungsfelder wie Praxis oder Klinik. Eine Hospitation in einer Suchtberatung, Einblick in die Arbeit des Gesundheitsamtes oder der Krankenkasse. Du kannst Dir selbst eine Institution heraussuchen, solltest aber sicher gehen, dass eine Hospitation dort auch von Deiner Fakultät anerkannt wird.
Zeitmanagement
Das Lernpensum in der Vorklinik ist riesig und man sollte sich von Beginn an bewusst sein, dass alles zu wissen nahezu unmöglich ist. Dennoch: der gemeine Medizinstudent ist ehrgeizig und erfolgsorientiert. Es gilt, das allerbeste herauszuholen. Entscheidend dafür ist die richtige Herangehensweise.
Zu Beginn des ersten Semesters ist jeder Student quasi erschlagen von der Flut an Informationen und Anforderungen, die ihn erwarten. Das erste was Studienanfänger also lernen sollten, ist sich nicht ohne Orientierung wahllos alles ins Gehirn zu pauken, was in den dicksten Fachbüchern steht. Betrachte Deine Zeit als Budget. Wie teilst Du sie am effektivsten ein? Frag Kommilitonen in den Semestern über Dir, was es in welchem Kurs zu beachten gibt. Besorg Dir Prüfungsprotokolle und Altklausuren, beginne mit Kurzlehrbüchern. Kleiner Tipp: Lies zuerst das Inhaltsverzeichnis, so erhältst Du erstmal einen ganz groben Überblick und verlierst Dich nicht in Details. Es gilt eine Struktur, eine Art Gerüst zu bauen, dass Du Schublade für Schublade mit Wissen füllst.
Manche lernen am besten nach genauem Lern- und Zeitplan, in dem Inhalte für bestimmte Tage festgelegt sind. Wichtig ist dabei, dass auch ausreichend Pausen und Erholungsphasen eingeplant sind.
Ob Du im Hörsaal an der Uni sitzt oder zu Hause bei Dir am Schreibtisch entscheidest Du selbst. Nicht jede Veranstaltung, jede Vorlesung lohnt es, besucht zu werden. Schau Dir am Anfang an bei welchen Dozenten Du wirklich was mitnimmst und gut lernen kannst. Andere mit deren Vortragsstil Du nicht gut zurecht kommst, musst Du nicht besuchen. Nutze die Zeit besser sinnvoller, indem Du Dir die Inhalte selbst anliest. Dies erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Selbstorganisation. Willkommen im Studium!
Lass Dich von diesen anstrengenden Aussichten nicht verunsichern. Jeder Mensch kommt mit dem Lernen und mit dem Prüfungsstress anders zurecht. Es gibt eine Vielzahl an Lernmethoden, die Du für Dich nutzen kannst. Man wächst mit seinen Aufgaben. Der lange Weg lohnt sich auf jeden Fall, denn an seinem Ende steht der vielfältige und herausfordernde Beruf des Arztes oder der Ärztin, der Dir keinen Tag in Deinem Leben langweilig wird.
Gemeinsames Lernen
Eine Besonderheit des Medizinstudiums im Vergleich zu vielen Bachelor- oder Masterstudiengängen ist die Studienorganisation. Der Medizinstudent gehört in der Regel einer festen Kleingruppe von Studenten an, die gemeinsam Seminare, Praktika und Vorlesungen absolvieren. Der Stundenplan ist konkret festgelegt. Alle Fächer müssen mit einer bestimmten Stundenzahl belegt werden um zur Ersten Ärztlichen Prüfung – dem Physikum – zugelassen zu werden.
Die Zuteilung zu einer festen Kleingruppe kann ein großer Vorteil sein, wenn die Studierenden sich auch als gemeinsame „Lerneinheit“ begreifen. Zusammen paukt es sich einfach besser, als allein am Schreibtisch. Letztendlich ist es aber eine Typfrage, wie man sich der Fülle an Stoff im Medizinstudium stellt. Umso eher man es für sich selbst herausfindet, umso besser.
Durchgerasselt. Was nun?
Ein guter Student fällt mindestens einmal in seiner Universitätskarriere durch eine Klausur. Es ist also keine Schande, eine Prüfung zu wiederholen. Bis zu dreimal ist dies in der Regel möglich. Bevor man zum Physikum zugelassen werden kann, müssen aber alle Klausuren bestanden, Seminare und Praktika absolviert sein. Gerade Studierende, die aus der Schule sehr gute Leistungen gewohnt sind, reagieren oft verunsichert, wenn Prüfungen nicht mit einer sehr guten Leistung abgeschlossen oder auch nicht bestanden werden. An der Universität im Medizinstudium werden einfach andere Maßstäbe angelegt.
Multiple Choice
Die meisten Klausuren, wie auch die schriftlichen Staatsexamina, sind mit Multiple Choice Fragen konzipiert. Der ein oder andere wird dies vielleicht aus der Schule kennen, dort ist es aber eher nicht die Methode der Wahl. Es gibt fünf Antwortmöglichkeiten – A bis E – von denen nur eine richtig ist. Auf den ersten Blick klingt das wenig problematisch, dennoch können schon viele Fallen in der Formulierung der Fragen versteckt sein. Außerdem sind die Aufgaben mitunter so gestellt, dass Aussagen kombiniert werden müssen oder falsche Aussagen ausgeschlossen werden sollen. Eine hohe Konzentrationsfähigkeit rettet Dich vorm Knoten im Gehirn, der sich dennoch manchmal nicht verhindern lässt. Es lohnt sich, sich im Vorfeld mit diesem Fragentyp auseinanderzusetzen, um blöde Fehler zu vermeiden. Oft wird man unsicherer, je öfter man eine Frage liest. Dann gilt: Hör auf Dein Bauchgefühl. Die zuerst für richtig erachtete Antwort, ist meist die richtige.
Erster Uni-Tag
Wenn er nun heranrückt der erste Tag als Medizinstudent an der Uni, die Nervosität und Vorfreude riesig sind, die Spannung kaum auszuhalten ist und es endlich losgeht, das oft lang ersehnte Wunschstudium, solltest Du Dir eins klar machen: Du bist ein Medizinstudent im ersten Semester! Niemand kommt als Arzt oder Ärztin auf die Welt. Du hast einen langen, anstrengenden, manchmal steinigen, aber wunderbaren Weg vor Dir bis Du mit der Dritten Ärztlichen Prüfung Dein Studium abschließt. Bis dahin vergehen mindestens sechs Jahre, die Du entweder zu 120% deinem Medizinstudium widmest oder Dir auch Zeit nimmst für Freizeitaktivität, Nebenjob, Familie, Studentenleben… Es liegt bei Dir.
Gerade zu Beginn ist es aber wichtig am Ball zu bleiben, sonst kann es passieren, dass Du bei der Fülle an Stoff den Überblick verlierst. Es prasseln so viele neue Informationen, neue Menschen, neue Umgebungen auf Dich ein, die es zu filtern und zu sortieren gilt.
Pflegepraktikum
Während der vorklinischen Ausbildung ist ein dreimonatiger Krankenpflegedienst abzuleisten. Der Medizinstudent soll einen Einblick in Betrieb und Organisation eines Krankenhauses bekommen und sich außerdem mit der üblichen Krankenpflege vertraut machen.
Viele absolvieren zumindest einen Teil des Praktikums auch schon vor Beginn des Medizinstudiums. Ansonsten gilt, dass es in der vorlesungsfreien Zeit in einem Krankenhaus auf einer bettenführenden Station stattfinden muss. Für den Nachweis gibt es bestimmte Formulare, die später genau in der Form zur Zulassung zum Physikum eingereicht werden müssen. Wer eine Ausbildung in pflegerischen Bereich, als Hebamme oder im Rettungsdienst hat bzw. als FSJler/BuFdi/Zivi in der Pflege gearbeitet hat, kann sich diese Zeit anrechnen lassen und muss kein zusätzliches Praktikum ableisten.
Dem ein oder anderen erscheint das Pflegepraktikum als lästig, zeitraubend und nicht zielführend. Oft gibt es kaum Berührungspunkte mit ärztlichen Kollegen. Bei der Visite mitzugehen ist ein Glücksfall. Mitunter ist der Pflegeaufwand auf den Stationen so hoch, dass jede helfende Hand dringend gebraucht wird. Es bleiben allerdings eindrückliche Erfahrungen im Umgang mit Patienten. Nie wieder wird man so viel Zeit haben sich mit einzelnen Patienten auszutauschen, zuzuhören, Lebensgeschichten zu erforschen und ganz nebenbei noch medizinische Fertigkeiten (Vitalparameter erheben, Blut abnehmen) zu erlernen. In einem kollegialen Pflegeteam kann die Arbeit zwar anstrengend, aber sehr erfüllend sein. Außerdem ist es eine willkommen Abwechslung vom Schreibtischalltag während der Vorlesungszeit. Endlich mal mit anpacken!